Vorsicht vor dem goldenen Rolls-Royce
Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten mit dem modernsten ERP-System, das aktuell zu haben ist. Alle Prozesse laufen wie am Schnürchen: Ihr Vertriebsteam nimmt die Bestellungen auf und hält sie handschriftlich auf Formularen fest. Mitarbeiter bringen diese Bestellungen dann in einen speziellen Raum, wo sie von einem Expertenteam auf maschinenlesbare Kärtchen übertragen werden. Ihre IT holt diese Kärtchen ab und füttert damit einen Computer, der die Daten weiterverarbeitet.
Sie schmunzeln, aber in den 60er-Jahren war dieses Procedere tatsächlich state-of-the-art. Für den Computerhersteller IBM gehörte es zum Geschäftsmodell, damals noch schrankgroße Rechner zu verleihen und bei seinen Unternehmenskunden, die damit zur technischen Speerspitze gehörten, das passende Lochkartensystem einzuführen.
Und dann kam Dietmar Hopp. Der spätere SAP-Gründer war damals noch ein junger IBM-Programmierer und hatte sich gerade erst ein harsches Urteil von einem Kunden anhören müssen: „Da wählt man sich einen vergoldeten Rolls-Royce und weiß nicht, wohin man fahren will“, so der damalige IT-Chef Hermann Meier bei Imperial Chemical Industries. Anders gesagt: Pappkärtchen und Hochleistungsrechner – passt das wirklich noch zusammen? Dietmar Hopp kam ins Grübeln: Sein Kunde hatte vollkommen recht. Es war an der Zeit, das Potential von Computern besser auszuschöpfen und das umständliche Lochkartensystem in den Ruhestand zu schicken.
Hopp und seine Kollegen machten sich an die Arbeit. Am Wochenende und nach Feierabend entstand ein Warenwirtschaftssystem, mit dem die Aufträge direkt an einem Bildschirm erfasst und verarbeitet werden konnten – eine Revolution in der Datenverarbeitung. Mit dem neuen Standardprogramm im Gepäck verließen Hopp und seine Kollegen ihren Arbeitgeber IBM und gründeten den bis heute erfolgreichsten Anbieter von Unternehmenssoftware der Welt. Es war die Geburtsstunde von SAP.
Gehen Sie mit kritischem Blick an die Softwareauswahl
Haben Sie gewusst, dass inzwischen 77 Prozent aller globalen Unternehmensumsätze über ein SAP-System laufen? Für große Unternehmen und auch viele KMUs gehört es zum Standard, sämtliche Geschäftsprozesse mit SAP abzuwickeln.
Wirtschaftlich gesehen haben sich Dietmar Hopp und seine Mitstreiter ihren eigenen „goldenen Rolls-Royce“ geschaffen. Und sie haben ihre Software immer weiterentwickelt. Aus dem einstigen ERP-System wurde eine umfassende Unternehmenssoftware, die vielfältige Anforderungen zur Unternehmenssteuerung abzudecken versucht.
Auf der anderen Seite kenne ich viele Controlling-Abteilungen, die mit den Analyse-, Reporting-, Planungs- oder Forecast-Tools von SAP gestartet sind – und am Ende scheiterten. Oft hatte man die Controlling-Tools von SAP in der Erwartung durchgewunken, dass diese am besten zur restlichen SAP-Umgebung passen würden. Grundsätzlich ist auch nichts gegen diesen Gedanken einzuwenden, schließlich handelt es sich bei SAP um ein renommiertes Softwarehaus.
Warum trotzdem viele Controlling- und Business Intelligence-Projekte mit SAP-Tools scheitern, hat meist einen ganz anderen Grund: Es wurde vorab zu wenig über die eigenen und oft speziellen Anforderungen im Controlling nachgedacht. Anders gesagt: Statt zu fragen, welche weiteren SAP-Produkte in Ihre vorhandene SAP-Umgebung passen, sollten Sie bei der Softwareauswahl zunächst festlegen, was Sie von Ihrer Software erwarten. Gut möglich, dass dann tatsächlich SAP Ihre Anforderungen am besten erfüllt. Vielleicht ist aber auch eine andere Software viel besser geeignet, die sich am Ende genauso einfach mit SAP nutzen lässt. Herausfinden können Sie das durch eine objektive und sachliche Bewertung.
Unabhängige Berater finden die richtige Lösung für Sie
Viele unserer Kunden bei ATVISIO setzen auch Controlling-Tools ein, die nicht aus dem Hause SAP stammen, aber dennoch hervorragend mit SAP zusammenarbeiten. Oftmals wurde diese Entscheidung wohlüberlegt getroffen. Meine klare Empfehlung: Holen Sie sich externe Unterstützung, um die Auswahl Ihrer Controlling-Software immer auf Basis Ihrer vollständigen Anforderungen durchzuführen. Ein strukturierter Auswahlworkshop gibt Ihnen die Sicherheit, an alles gedacht zu haben.
Auch wenn es noch so verlockend und einfach erscheint: Setzen Sie sich nicht blind in den vergoldeten Rolls-Royce. Fragen Sie zuerst nach Ihren eigenen Anforderungen und Zielen – und richten Sie dann von Anfang an Ihre neuen Controlling-Tools danach aus.
Exzellente Performance wünscht Ihnen
Ihr
Peter Bluhm